7. Juni 2007

International Conference "Franz Rosenzweig: Neues Denken - Juedisches Denken"

Die Frage nach Franz Rosenzweig als Jüdischen Denker ist von wachsender Bedeutung im Bereich der kontextuellen Geisteswissenschaften, besonders der Jüdischen Philosophie und der allgemeinen Kulturphilosophie.
Die Annahme, dass Rosenzweigs Werk primär im historischen Kontext der westlichen philosophischen
Tradition verstanden werden könne, wird zunehmend in Frage gestellt, da diese Tradition eine Entwicklung
von einer historischen zu einer hermeneutischen Philosophie aufweist, infolge der die Problematik des Übergangs zwischen Religion und Moderne nicht mehr nur die Kritik des „Systems”, sondern
vielmehr auch die Einbeziehung der religiösen Traditionen erfordert, denen das säkulare Denken entstammt. Es geht dabei nicht bloß um eine Verbindung zwischen Theologie und Philosophie im klassischen Sinne, sondern um neue Fragstellungen: Kants „Die Religion innerhalb der Grenzen der bloßen Vernunft” (1794) ist signifikant unterschieden von Hermann Cohens „Religion der Vernunft aus den Quellen des Judentums” (1919); die Quellen des Judentums haben eine andere Verbindung zwischen Religion und Vernunft hervorgebracht als die aus dem Historismus und der westlichen Aufklärung entstandene.
Im Rückblick können wir beobachten, dass Rosenzweigs Versuch, eine neue Metaphysik zu entwickeln, wegweisend und einzigartig darin ist, dass er nicht nur mit Hegelianischer Dialektik und dem Deutschen Idealismus bricht, sondern zugleich auch das zeitgenössische Denken mit einer neuen Vorstellung von
der Beziehung zwischen Gott, Mensch und Welt konfrontiert: aus dem alten Dreieck Metaphysik – Metalogik –
Metaethik entsteht ein neues von Schöpfung – Offenbarung – Erlösung. Rosenzweig stürzt das Gebäude der westlichen Tradition von Iona bis Jena aus religiöser und säkularer Perspektive um und befragt das bisherige Verständnis von Geschichte, Sprache und Selbst.
Diese Konferenz thematisiert die Bedeutung dieses Durchbruchs und die von ihm aufgeworfenen Fragen, die verbunden sind mit der philosophischen Revolution und dem intellektuellen Leben im Deutschland der 20er Jahre, an dem sich zahlreiche jüdische Denker beteiligten, und untersucht ihre Relevanz für die gegenwärtige Philosophie und Hermeneutik.
Im Rahmen unserer Tagung werden wir Prof. Dr. Reiner Wiehl, Prof. em. der Philosophie, Universität Heidelberg, mit der Verleihung der „Hermann-Cohen-Medaille für Jüdische Kulturphilosophie 2007/5768” ehren.

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